27. November 2024
«Oft führen Berufslehre und Mittelschule letztlich zum gleichen Ziel»
Stephan Willener, Berufs-, Studien- und Laufbahnberater am ask!-Standort Rheinfelden, kennt sich mit solchen Fragestellungen aus: «Oft befürchten Jugendliche und auch deren Eltern, dass sie die ‹falsche› Entscheidung bezüglich ihrer beruflichen Zukunft treffen.» Sie suchen deshalb eine Beratung auf und wünschen Unterstützung durch eine Fachperson von ask!.
Wie unterstützt ask! Jugendliche bei dieser Fragestellung? «Wir setzen Tests ein, um Interessen und Neigungen abzuklären. Wir verwenden auch Arbeitsblätter und Informationsmaterial», sagt Willener. Beim Erklären der Testergebnisse aber auch durch das Gespräch finden Berater und Kundin oder Kunde gemeinsam heraus, wohin der Weg führen könnte.
Praxisnähe und Persönlichkeitsentwicklung
Ein Vorteil der Berufslehre ist die Praxiserfahrung. Jugendliche arbeiten in einem Betrieb, lernen den Berufsalltag kennen und übernehmen Verantwortung. Dadurch werden neben beruflichen Fachkompetenzen auch wichtige persönliche Fähigkeiten wie Teamarbeit und Selbstständigkeit gefördert. «Ich möchte am Abend ein Ergebnis von dem sehen, was ich tagsüber geleistet habe», hört Stephan Willener immer wieder.
Bereits absolvierte Schnupperlehren und Interesse an der Berufswelt sind Kriterien, die der Berufsberater im Rahmen eines Gesprächs abklärt. Ebenfalls thematisiert wird, ob sich die Jugendlichen vorstellen können, täglich mit Erwachsenen zusammen zu arbeiten. Oft erzählen die Jugendlichen, etwas genug von der Schule zu haben. Sie möchten arbeiten, ihr erstes Geld verdienen und innerhalb von absehbarer Frist einen Abschluss in den Händen halten.
Stephan Willener erklärt, dass leistungsstarke Jugendliche parallel zur Berufslehre eine Berufsmaturität (BM1) absolvieren oder diese nach dem Berufsabschluss (BM2) machen können. Dies ist eine spannende Variante für junge Menschen, die zu einem späteren Zeitpunkt Lust haben, ein Studium in Angriff zu nehmen.
Was spricht für eine Mittelschule?
Jugendliche, welche den Besuch einer Mittelschule anstreben, berichten in der Regel, dass ihnen das Erledigen von Hausaufgaben und das Lernen für Prüfungen leichtfällt. Grundsätzlich gehen sie gerne zur Schule, fühlen sich im Klassenverband wohl, finden viele Fächer spannend und erzielen gute Noten. An einer Mittelschule sei man mit viel Schulstoff konfrontiert, da sei es schon eine Erleichterung, wenn man gerne lese, sagt Stephan Willener.
Jugendliche, die sich für eine Mittelschule interessieren, haben manchmal bereits ein klares Ziel vor Augen. Beispielsweise erzählen sie in der Beratung, dass sie schon lange den Berufswunsch haben, Arzt respektive Ärztin zu werden. Sie entscheiden sich für die Kantonsschule (Gymnasium), um dort in ihrem analytischen und abstrakten Denken gefördert zu werden. Das sind wichtige Voraussetzungen, um anschliessend an der Universität erfolgreich Medizin zu studieren.
Bewusst entscheiden
Stephan Willener kennt auch die Situation, dass Mittelschüler/innen in eine Beratung kommen, weil sie unsicher sind, ob sie die Schule abbrechen und doch noch eine Berufslehre starten sollen. Gemeinsam wird angeschaut, was die ursprüngliche Motivation für die Mitteschule war. Willener stellt fest, dass sich diese Personen häufig nicht bewusst für eine weiterführende Schule entschieden hätten. Sie hätten einfach aufgrund guter Noten oder weil sie gerne mit Schulkolleg/innen zusammen seien das Gymnasium gewählt.
Der Berufsberater empfiehlt deshalb allen Schüler/innen, bereits in der Oberstufe verschiedene Berufe zu schnuppern, um möglichst bewusst zu entscheiden, mit welchem Ziel eine Mittelschule gewählt oder eine Berufslehre ausgeschlossen wird. Eine fundierte Entscheidung fördert Motivation und Freude an der schulischen Ausbildung und hilft, ein Motivationstief zu überwinden.
Beide Wege können zum selben Ziel führen
Sowohl die Berufslehre als auch Mittelschulen eröffnen jungen Menschen Wege zu einer breiten Palette an Weiterbildungsmöglichkeiten. Stephan Willener empfiehlt, nicht zu weit in die Zukunft zu planen und sich bewusst für den Weg zu entscheiden, der während der nächsten 3 – 4 Jahre stimmig ist. Oft führen Berufslehre und Mittelschule letztlich zum gleichen Ziel, die Wahl sollte daher auf die Persönlichkeit der Jugendlichen abgestimmt sein.