20. November 2024
«Es gibt immer Handlungsspielraum»
«Wie bleibe ich gesund?» ist die Fragestellung, die Karin Lehmann, Psychologin und Psychotherapeutin bei ask!, gerne mit ihren Klientinnen und Klienten bearbeitet. Leider aber laute die Frage oft: «Wie werde ich wieder gesund?» Lehmann sagt: «Lehrpersonen kommen häufig eher zu spät, wenn sie schon ausgebrannt sind.»
Die Lehrpersonenberatung von ask! hat den Auftrag, Lehrpersonen bei der «Bewältigung von Schwierigkeiten» zu begleiten. Dazu gehören auch Themen wie Stressbewältigung, Gesundheitsförderung oder Burn-Out-Prävention. Lehrpersonen können dieses Angebot während 270 Minuten innerhalb von drei Jahren kostenlos in Anspruch nehmen.
Wenn die Ohnmacht überhandnimmt
Als ehemalige Lehrerin kennt Karin Lehmann den Schulalltag und kann gut nachvollziehen, wenn bei einer Lehrperson aufgrund der wachsenden Anforderungen und Pflichten die Überforderung zunimmt.
Eine Beratung beginnt deshalb damit, dass die Klientin ihre Situation ausführlich schildert und die kleinen, wie die grossen Belastungsfaktoren aufzählt. Gemeinsam mit der Beraterin geht es darum, herauszufinden, welche Faktoren veränderbar sind. Lehmann ist überzeugt: «Es gibt immer Handlungsspielraum.» Dieser muss häufig (zurück-)erobert werden, was Mut und Entschlossenheit braucht.
Grenzen kennen, Ressourcen aufbauen
Stressbewältigung hat viel damit zu tun, dass man seine eigenen Grenzen kennt und respektiert. Diese Grenzen müssen deutlich gemacht werden: Nein sagen, Zusatzaufgaben ablehnen, Sitzungen minimieren, digitale Erreichbarkeit einschränken. «Ein nettes Nein zum Gegenüber ist ein Ja zu sich selbst», sagt Lehmann.
Ein zentraler Schritt ist laut der Psychologin, dass der Klient oder die Klientin die eigenen Ressourcen stabilisiert oder reaktiviert. Je mehr man zu tun hat, desto wichtiger ist es, sich Zeit zu nehmen für das, was guttut, seien es soziale Kontakte, Musik machen, Sport oder Zeit in der Natur. Die Psychologin spricht aber auch das Arbeits- und Zeitmanagement an. Effiziente Arbeitstechniken (Pareto-Prinzip, Eisenhower-Prinzip etc.) können in kurzer Zeit eine Verbesserung bringen.
Werkzeuge an die Hand geben
Karin Lehmann zeigt ihren Klientinnen und Klienten auf, welche inneren und äusseren Ressourcen sie aktivieren können, um Erschöpfung und Stress vorzubeugen. Zwei, drei Beratungstermine können bereits eine Veränderung auslösen.
Sonja Brönnimann, Vorsitzende der Geschäftsleitung von ask!, betont: «Eine wichtige Aufgabe der Lehrpersonenberatung von ask! ist die Burnout-Prävention, aber nicht die Behandlung.» Anders gesagt: «Wir sind da, um den Lehrpersonen Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie ihre Situation besser managen und Probleme selbst lösen können.»
Lehrpersonen dürfen sich mit ihren Fragen an ask! wenden, alle anderen dürfen sich an allgemeine Psychologinnen und Psychologen wenden. Adressen finden Sie zum Beispiel unter: Dein Rucksack – Online Ratgeber für psychische Gesundheit