Wege zum Beruf in der Schweiz: Schweizer Bildungssystem

Sind Sie neu in der Schweiz? Möchten Sie einen bestimmten Beruf ausüben oder erlernen?

Das Schweizer Bildungssystem zeichnet sich durch folgende Besonderheiten aus:

  • Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern startet die Mehrheit der Jugendlichen in der Schweiz nach der obligatorischen Schule in eine berufliche Grundbildung, «die Lehre». Dafür stehen ca. 250 Lehrberufe zur Auswahl.
  • Die berufliche Grundbildung basiert auf einem dualen Bildungssystem. Sie umfasst eine berufspraktische Ausbildung, ergänzt durch theoretischen Unterricht. Dies ermöglicht eine Ausbildung auf hohem Qualitätsniveau und einen direkten Zugang zum Arbeitsmarkt. Damit unterscheidet sich das Schweizer System von den meist rein schulisch orientierten ausländischen Berufsbildungssystemen.
  • Neben dem direkten Einstieg in die Berufswelt gibt es auch den Weg über eine allgemeinbildende Schule.
  • Das Bildungssystem bietet eine hohe Durchlässigkeit: es gibt ein breites Spektrum an Aus- und Weiterbildungen, welche neben Spezialisierungen und höheren Funktionen u.a. sogar Berufswechsel ermöglichen.

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Sprachniveau

Für eine Ausbildung müssen Sie in der Regel mindestens das Niveau B1 (des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens) in der jeweiligen lokalen Landessprache haben. Für ein Hochschulstudium wird meist Niveau C1 verlangt.

Berufliche Grundbildung («Lehre»)

Die Lehre ist eine Kombination aus Praxis und Theorie: die berufspraktische Ausbildung in einem Lehrbetrieb wird durch den theoretischen Unterricht (berufsbildende und allgemeinbildende Fächer) in der Berufsfachschule ergänzt. Zusätzlich besuchen die Lernenden überbetriebliche Kurse, in denen sie spezifische berufspraktische Fertigkeiten vertiefen. Für eine Lehre suchen Sie sich selbständig eine Lehrstelle. Der Lehrvertrag wird direkt mit dem Lehrbetrieb abgeschlossen. In einigen Berufen ist es notwendig, Schweizerdeutsch zu verstehen. Teilweise werden auch Kenntnisse in Französisch, Englisch oder Italienisch vorausgesetzt. Begleitend oder anschliessend zur Beruflichen Grundbildung kann die Berufsmaturitätsschule besucht werden. Sie eröffnet den Weg an die Fachhochschulen. Nach der Berufsmaturität ist es auch möglich, die Ergänzungsprüfung Passerelle abzulegen. Mit diesem Abschluss ist man an die Universitäten zugelassen.

Allgemeinbildende Schulen

In der Regel ist ein bestimmter Notendurchschnitt Voraussetzung für die Aufnahme in eine Allgemeinbildende Schule. Wenn Sie neu aus dem Ausland hinzuziehen, sprechen Sie am besten direkt mit der jeweiligen Schulleitung / dem Rektorat, diese können individuell über die Aufnahme entscheiden. Bestimmte Kantonsschulen / Gymnasien bieten ein International Baccalaureate (IB) an. Die Fachmittelschule bereitet auf ein Fachhochschulstudium in bestimmten Fachrichtungen vor, das Gymnasium für ein Studium an allen Hochschulen (teils ist ein Praxisjahr notwendig). Die Informatikmittelschule (IMS) und die Wirtschaftsmittelschule (WMS) sind schulische Vollzeitvarianten der beruflichen Grundbildungen mit Berufsmaturität und einem Praktikum im letzten Jahr.

Höhere Berufsbildung: Berufsprüfungen BP, Höhere Fachprüfungen HFP, höhere Fachschulen HF

Die BP und HFP sind praxisorientierte Lehrgänge der höheren Berufsbildung, welche meist auf einer Lehre im entsprechenden Fachbereich aufbauen und zudem Berufserfahrung erfordern. Sie vermitteln theoretische Kenntnisse und praktische Kompetenzen, um im betreffenden Berufsfeld technische Verantwortungen, Spezialisierungen oder Leitungsfunktionen zu übernehmen. Das Diplom der HF ist eine umfassendere, ebenfalls praxisorientierte Berufsbildung, welche auf Fach- oder Führungskenntnisse im jeweiligen Bereich abzielt. Eine höhere Fachschule kann eine berufliche Weiterbildung oder aber eine Neuorientierung sein. In der Regel wird ein Lehrabschluss (EFZ) oder ein Mittelschulabschluss vorausgesetzt.

Hochschulen

Jede der drei Hochschul-Typen bildet in bestimmten Studienrichtungen aus: Pädagogische Hochschule (PH), Fachhochschule (FH) und Universität (Uni, ETH, EPFL). Alle bieten Bachelor- und Master-Studiengänge an. Für die Aufnahme an eine der Hochschulen sind spezifische Voraussetzungen zu erfüllen. Teils ist auch eine Aufnahme «sur Dossier» möglich. In der Schweiz gibt es keine zentrale Stelle, welche die ausländische Maturität oder Hochschulabschlüsse bewertet. Jede Hochschule entscheidet autonom über die Anerkennung ausländischer Ausweise und über die Zulassung zum Studium. Eine unverbindliche Bewertung Ihrer Hochschul-Vorbildung sowie eine Empfehlung stellt Ihnen die Rektorenkonferenz der Hochschulen aus: swissuniversities.ch. Alternativ können Sie sich über reglementierte Berufe und mögliche Anerkennung hier erkundigen: sbfi.admin.ch/diploma.

Über die Zulassung zum Doktoratsstudium und zu Post-Doc-Studien entscheidet ebenfalls die jeweilige Hochschule.

CAS (Certificate of Advanced Studies), DAS (Diploma of Advanced Studies), MAS (Master of Advanced Studies) sind Weiterbildungen oder Spezialisierungen, welche in der Regel ein Hochschulstudium (Bachelor- oder Master-Abschluss resp. Lizentiat) oder Berufserfahrung in dem Bereich voraussetzen. Über die Aufnahme entscheidet die Hochschule.

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